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Brauchtum erhalten - Gemeinschaft pflegen - Neues gestalten

Grünen-Politiker sieht Schützenwesen als „Ort der Rechten“
Von Andreas Schinkel

Grünen-Ratsherr Daniel Gardemin hat einen Streit über Hannovers traditionellen Schützenausmarsch ausgelöst. Auf Facebook bezeichnete er das Schützenwesen als „Ort der Rechten“ und zog eine Verbindung zum rechtsterroristischen Mord an Walter Lübcke. Andere Politiker zeigten sich fassungslos.
Sehen die Grünen eine Verbindung zwischen Schützenwesen und Rechtsextremismus? Zumindest kann man die Aussagen des Grünen-Kulturpolitikers Daniel Gardemin auf Facebook so verstehen. Tatsächlich hat Gardemin am Donnerstag eine heftige Debatte ausgelöst, die nicht nur im Internet tobt, sondern auch den Rat in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien in Atem hielt. Pikant daran ist, dass am Freitag die Grüne Bürgermeisterin Regine Kramarek das Schützenfest mit dem Fassanstich eröffnet. Der Oberbürgermeisterkandidat der Grünen, Belit Onay, distanzierte sich von den Äußerungen seines Parteifreunds.

„Waffen werden vorgeführt, dem Schießsport gehuldigt“

Gardemin macht keinen Hehl daraus, dass er dem Schützenausmarsch lieber fernbleibt. „Da werden Waffen vorgeführt und dem Schießsport gehuldigt“, schreibt der Grünen-Fraktionsvize auf Facebook. Ein „Umdenken“ müsse stattfinden. Des weiteren wünscht er sich, dass eine Schweigeminute eingelegt werde für den von einem Rechtsextremen ermordeten CDU-Politiker Walter Lübcke. „Immerhin wurde der Mord von einem Sportschützen ausgeübt“, sagt der Grüne Ratsherr. Es scheine das Schützenwesen „ein Ort der Rechten“ zu sein, wie der Mord an Lübcke zeige.

Ausgangspunkt der Facebook-Debatte war ein eigentlich harmloser Beitrag des SPD-Ratsherren Lars Kelich, der auf die drohende Hitze beim Schützenausmarsch am Sonntag hingewiesen hatte.

 

Grüne-Fraktionschefin distanziert sich

Die Fraktionsspitzen von SPD und Grünen sahen sich am Rande der Ratssitzung genötigt, Stellung zu beziehen und sich von Gardemin zu distanzieren. „Herr Gardemin vertritt nicht die Meinung der Fraktion“, sagte Grünen-Fraktionschefin Freya Markowis über ihren Stellvertreter und verweist darauf, dass die Grünen einem Zuschuss für das Schützenfest aus der Stadtkasse zugestimmt hatten. „Außerdem gibt es auf dem Schützenfest für jeden Geschmack ein Angebot, auch solche Dinge wie das Gaypeoplezelt“, sagte Markowis.

SPD: Pauschale Vorurteile

Entsetzen herrscht bei der SPD. „Solche pauschalen Vorurteile sind unangemessen und werden den Menschen nicht gerecht“, sagte Fraktionschefin Christine Kastning abseits der Ratssitzung. Es sei bedauerlich, dass sich ein Grüner Ratsherr derart äußere.

Noch deutlicher wird SPD-Fraktionsvize Lars Kelich. „Das Schützenfest Hannover in einem Atemzug mit einem rechtsterroristischen Mord zu nennen, zeugt nur davon, dass da jemand aus dem eigenen Elfenbeinturm in Linden kommentiert“, sagt Kelich. Er kenne etliche Vertreter des Schützenwesens, die alle „Lichtjahre von rechter Ideologie entfernt“ seien.

CDU fordert Grünen OB-Kandidaten zur Distanzierung auf

Die CDU fordert den Grünen Oberbürgermeisterkandidaten Belit Onay auf, sich von Gardemins Äußerungen zu distanzieren. „Es ist ungeheuerlich, dass ein Mitglied der Grünen Ratsfraktion ein beliebtes Volksfest wie das Schützenfest diffamiert“, sagte CDU-Ratsherr Maximilian Oppelt. Völlig absurd sei es, eine Verbindung zum Rechtsterrorismus zu ziehen.

Tatsächlich ist Grünen-OB-Kandidat Onay völlig anderer Meinung als sein Parteifreund Gardemin. „Es ist absurd, eine Verbindung zwischen einem rechtsterroristischen Mord und einem Volksfest herzustellen“, sagt Onay. Er werde jedenfalls beim Schützenausmarsch dabei sein und freue sich schon darauf.

Für die FDP, Mitglied im Mehrheitsbündnis, stehen die Schützen in der Mitte der Gesellschaft und nicht am rechten Rand. „Herr Gardemin war offenbar lange nicht mehr dabei und hat mit den Leuten auf dem Fest gesprochen“, sagte FDP-Ratsherr Patrick Döring.

Ärger bei Vertretern des Schützenwesens

Vertreter des Schützenwesens fühlen sich verunglimpft. „Wir tragen keine Waffen, wir benutzen Schießsportgeräte“, sagt Andreas Pieper, ehemaliger Bruchmeister beim Schützenfest, auf Facebook. Ein Gedenken an Lübcke habe bei kleineren Schützenfesten stattgefunden und sei auch beim großen hannoverschen Schützenfest in einem Festzelt zu erwarten. Die Schützen mit Rechtsterroristen zu vergleichen oder auch nur zu erwähnen, sei „dumm“.

 

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